Nachhaltigkeit

Nachgefragt beim Kunden

Bei einer Forsthütte las ich als Jugendlicher den Leitsatz: «Wir ernten, was wir nicht gesät haben und wir sähen, was wir nicht ernten werden.» Seit her begleitet mich diese Haltung im privaten, gesellschaftlichen wie als auch im beruflichen Alltag. Dieser Satz ist plakativ und verbildlicht das Prinzip der Nachhaltigkeit, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, regenerieren, zukünftig wieder bereitgestellt werden kann, um für eine längere Zeit eine anhaltende Wirkung zu erzeugen. Mit diesem Grundsatz versuche ich langfristig vorzuleben, ohne mich in meinem Alltag wesentlich einzuschränken oder dass ich als «Birkenstock-Träger» bezeichnet werde. Ich kaufe bewusst ein, weiss bei welchem Bauern ich Milch- und Fleischprodukte direkt beziehen kann und wo meine Hemden oder Halb- Schuhe produziert werden. Zudem konnte ich feststellen, dass hochwertige Produkte nicht nur länger eingesetzt werden, sondern dass sich diese Produkte auch reparieren lassen und so noch länger verwendet werden können.

Im berufsbegleitenden Studium, an der Züricher Fachhochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), wurde mir bewusst, dass mein persönliches Verhalten, nicht nur die ökologische, sondern auch die wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit unterstützt. Wenn ich bei Google die zwei Begriffe «nachhaltige Verpackung» eingebe, erscheinen innerhalb einer halben Sekunde 14,6 Mio Suchergebnisse – auf den ersten Ergebnis-Seiten werden mir Links zu mehrheitlich Karton-, Papier- und Holzfasser-Produkten geliefert.

Dies wiederspiegelt mir, dass Karton- und Papierprodukte ein nachhaltiges Image haben.
Als Branchenneuling beobachtete ich, dass sich die Karton-Verpackungs-Industrie nicht nur nachhaltig sieht, sondern sich auch als die Wahl für die Kreislaufwirtschaft der Zukunft bewirbt. Diese Beobachtung motivierte mich im Rahmen der Studien-Arbeit, mich dem Thema kritisch anzunehmen. Im Speziellen, da im letzten Jahr mit dem Europäischen Green Deal die Weichen gestellt wurden, um unseren Kontinent durch eine sichere Kreislaufwirtschaft zum ersten klimaneutralen Kontinent umzubauen.

Global wird 57% des weltweit hergestellten Papiers gesammelt und wiederverwertet. In Europa liegt dieser Wert bei rund 70%, und in der Schweiz sogar bei 82%. Somit gehören wir Schweizer in dieser Nachhaltigkeits-Disziplin zu den Weltmeistern. Interessant ist für mich auch zu erfahren, dass in Europa für die Herstellung von einer Tonne Wellkarton im Durschnitt 1,09 Tonnen Altpapier und 220 kg Holz eingesetzt werden. Dazu benötigt es aber auch 7,9 Gigajoule Energie, 13,55 m3 Wasser und 20,78 kg Zusatzstoffe und Chemikalien. Knapp 30% der Masse wird im Recyclingprozess aber noch als Abfall aus dem Kreislauf ausgestossen. Die Hälfte davon sind zu kurze Papier-Fasern, welche nicht weiterverwendet werden können. Nach der derzeitigen Meinung der Industrie kann Papier bis zu sieben Mal wiederverwertet werden. Neuere Studien zeigen jedoch, dass Papierfasern sogar 25 Zyklen überdauern und in der Kaskade als Karton, Taschentuch oder Toilettenpapier öfter wiederverwendet werden, bevor diese via Abwasser, Kompost oder Asche als Nährstoff in die Biosphäre zurückkehren. So stellte sich die Frage, was können wir oder die Industrie mit ihrem Massenstrom dazu beitragen, dass der Papier-Kreislauf sicherer gestaltet wird, so dass der noch vorhandene Abfalleimer im Kreislauf eliminiert wird.

Mittlerweile diskutieren der Club of Rome wie als auch das WEF Lösungen für eine sichere Kreislaufwirtschaft und eine moderne Industrie. Nachhaltige Modelle wie das regenerative Design, Biomimethik oder die Blaue Ökonomie werden anhand von Praxis- Beispielen zwischen akademischen, politischen und wirtschaftlichen Führungskräften ausgetauscht. Besonders spannend sind die Lösungen des Produkt-Design-Konzepts des Architekten William McDonough und des Chemikers Michael Braungart. Sie bezeichnen ihr Konzept als «Cradle to Cradle». Dies bedeutet auf Deutsch so viel wie «Wiege zur Wiege». Vor 20 Jahren kritisierten die beiden Visionäre, dass die meisten Industrien sich darauf konzentrieren, Produkte in einem linearen Einweg-System von der Wiege für den Sarg zu entwickeln. So landen Konsumgüter, obwohl sie aus organischen Bestandteilen wie Holz, Papier und landwirtschaftlichen Produkten hergestellt werden, auf der Mülldeponie, und der Wiederverwendungswert wird nicht berücksichtigt. Sie wiesen darauf hin, dass die Gewinnung unserer vorhandenen Ressourcen kostspielig ist und erhebliche Energie und Anstrengungen erfordert. Im Vergleich zur Kreislaufwirtschaft geht das «Cradle to Cradle» Konzept einen Schritt weiter. Produkte sind so zu konzipieren, dass die Bestandteile des Produkts unbegrenzt und sicher wiederverwendet werden können und keinen Abfall erzeugen. In dieser Hinsicht geht alles auf diesem Planeten nicht einfach weg, wenn es weggeworfen wird.

Im Rahmen meiner Masterarbeit hatte ich zu diesen Themen der Nachhaltigkeit eine Kundenumfrage durchgeführt. An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen 558 teilnehmenden Kunden der Bourquin SA wie als auch von BRIEGER VERPACKUNGEN für die hohe Teilnahmequote von 19%. Im speziellen, da diese Umfrage während der COVID-Lockdown Phase stattgefunden hat.

Das Ergebnis der Umfrage zeigt in der Abbildung 1 auf, dass bei über 95 % der Kunden das Thema der Nachhaltigkeit ein wichtiges strategisches Thema ist.

Die Abbildung 2 wiederspiegelt, dass bei mindestens 90% unserer Kunden das Thema Kreislaufwirtschaft ebenfalls als ein wichtiger Strategiepunkt definiert ist.

Weiters ergab die Umfrage, wie in der Abbildung 3 dokumentiert, dass um die 75% der Kunden das sichere Kreislaufkonzept von «Cradle to Cradle» ebenfalls als wichtiges Thema beurteilen. Im Sinne einer marktorientierten Unternehmensführung motivieren uns diese Umfrageergebnisse, zukünftig weitere nachhaltige Lösungen anzubieten.

  • Adrian Müller