Mitgründer von Twenty Six / Swiss Craft Drinks SA, Monthey
TWENTY SIX – BIER, TEE ODER BIOGETRÄNKE ALS SCHWEIZER LEBENSSTIL
DAS INTERVIEW MIT MATHIEU ERBEIA
EnVogue: Herr Erbeia, auf der Website von Swiss Craft Drinks SA wird von einer wachsenden Zahl an «Liebhabern des Gewerbes» gesprochen – eine Andeutung auf das Team von Swiss Craft Drinks SA, welches bei der Getränkeherstellung Unterstützung bieten kann. Ist Ihr Unternehmen primär eine Art Produzent im Hintergrund oder doch eher ein Hersteller eines Markenprodukts, wie Sie das mit «Twenty Six» vorgemacht haben?
Matthieu Erbeia: Die Gründung eines Unternehmens wie Swiss Craft Drinks SA wurde im Wesentlichen ins Auge gefasst, um verschiedene Marken zu entwickeln. Doch im Zentrum all unserer Arbeit steht unser Grundkonzept rund um die 26 Kantone und den Schweizer Geist. Als Hobbybrauer, die sich dann regulär im Brauwesen ausbilden liessen und seit kurzem zu Bier-Sommeliers aufgestiegen sind, sehen wir Bier als ein verbindendes Getränk. Wir drei Brüder ergänzen uns grossartig mit unterschiedlichen Fähigkeiten, die wir in den Dienst unseren Kunden stellen können. Dank unseren leistungsfähigen Anlagen und zahlreichen Kontakten in der Welt der Getränkeherstellung können wir nicht nur nach den Vorstellungen unserer Kunden produzieren, sondern sie auch in der Entwicklung ihrer Marke begleiten.
EnVogue: Wir durften für die Marke «Twenty Six» passende Verpackungslösungen herstellen, die sich durch ihr freches und frisches Design von herkömmlichen Verpackungen abheben. Welche treibende Kraft oder welche Überlegungen führten zu diesem Erscheinungsbild?
ME: Vor allem eine fröhliche Stimmung, die ein echtes Gemeinschaftsgefühl vermittelt und Lust macht. Eine Einladung zu guter Laune in einer familiären Atmosphäre, in der alle Generationen zusammenkommen. Das erklärt auch unsere Vielfalt an Getränken mit und ohne Alkohol unter einem vereinenden Markennamen.
EnVogue: Ihre modernen, leistungsfähigen Produktionsanlagen ermöglichen den gesamten Verarbeitungsprozess: Vom mahlen, brauen, aufgiessen – einschliesslich pasteurisieren und Versetzen mit Kohlensäure – über die Zusammenstellung bis hin zur Verpackung kommt alles aus einer Hand. Ob es sich um Bier, Tee, Limonade, Saft oder Cocktails handelt. Wo ordnet sich Ihr Unternehmen ein?
ME: Ich glaube, hier kann ich einen der Slogans auf der Website von Swiss Craft Drinks aufgreifen: «die Getränkehandwerker». Als Teil einer Familie von fünf Söhnen, die alle Unternehmer sind, folgen wir mit der Gründung dieses Drei-Mann-Unternehmens instinktiv diesem Weg. Mit dem Standort in Monthey sind wir unseren Wurzeln sogar noch näher gekommen; unsere Grosseltern waren nämlich Walliser.
EnVogue: Bei der Auftragsproduktion bieten Sie Ihren Kunden die Möglichkeit, ihre eigene Verpackung und Ausrüstung zu wählen. Wo fängt Ihr Beratungsservice an, und wo hört er auf?
ME: Ehrlich gesagt war die Auftragsproduktion nicht Teil unseres Business Plans. Aber durch die gute Mund-Propaganda haben wir ganz interessante Menschen kennengelernt. Es ist uns sehr wichtig, unsere Qualitätsziele zu wahren, umso mehr, wenn wir sie mit anderen teilen können. Dank unseren vielfältigen Kompetenzen können wir unsere Kunden von der Gründung einer Marke bis hin zur Herstellung des fertigen Produkts und seiner Verpackung unterstützen. Der Kunde kann aber auch mit eigenen Vorstellungen kommen, die wir dann ausführen. Schlussendlich deckt sich dies gut mit dem Grundgedanken unseres «Konzept 26»: mit Kollegen unterwegs zu sein und Neues in Angriff zu nehmen.
EnVogue: Es muss eine grosse Herausforderung sein, den Spagat zu meistern zwischen Bier als alkoholisches Getränk und alkoholfreien Getränken wie Kräuter- oder anderen Tees, Erfrischungsgetränken, Fruchtsaftpürees, Biosirupen und Limonaden. Nur schon die Zielgruppe zu verstehen, ist eine Wissenschaft für sich, oder?
ME: Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir nicht mit Pürees als fertiges, verpacktes Produkt arbeiten. Wir können sie in bestimmten Getränken verwenden. Aber es ist in der Tat eine grosse Herausforderung, die uns aber gleichzeitig enorm motiviert. Eine neue Idee kommt auf? Dann vertiefen wir uns in die Machbarkeitsstudie für dieses Projekt, auch wenn dies eine grosse Zeitinvestition bedeutet. Dann, wenn wir alle davon überzeugt sind (es gibt ja schon unter uns drei verschiedene Meinungen), dass dieses Projekt erfolgreich sein könnte, gehen wir einen Schritt weiter. Wir zögern nicht, erfahrene Fachleute beizuziehen, wenn wir an unsere Grenzen stossen, und so lernen wir auch ständig dazu. Aber letztendlich, egal um welches Projekt es sich handelt, leitet uns die Absicht, Qualitätsarbeit zu leisten und Produkte zu kreieren, die uns gefallen und zu unserer Philosophie passen. Bei all dem darf nicht vergessen werden, dass der Konsument schliesslich das letzte Wort hat…
EnVogue: Sie bieten auch eine breite Palette von Abfüllmöglichkeiten an: Aluminiumdosen, Glas, PET, usw. Wie stehen Sie zum Thema Recycling oder Nachhaltigkeit?
ME: Dieses Thema ist uns sehr wichtig. Ich habe mir in der Tat viele Gedanken über das Recycling dieser verschiedenen Materialien in der Schweiz gemacht. Auf unserer Ebene, als Kleingewerbe, ist jede unserer Verpackungen wiederverwertbar und wird aus recycelten Materialien hergestellt, sobald ausreichende Mengen verfügbar sind. Nehmen wir das Beispiel von PET, das in der Schweiz derzeit eine Recyclingquote von 83% aufweist; laut dem Verein PET-Recycling, dem wir angeschlossen sind, steigt diese sogar weiter an. Was die Verpackungen betrifft, bevorzugen wir Karton statt Plastik, auch wenn sie oftmals teurer sind trotz aller Bemühungen unserer Lieferanten, die soweit es geht bei diesem Trend mitmachen.
Die Zahl Sechsundzwanzig: Sie steht für die 26 Kantone, 26 Sportarten, 26 Denkmäler und andere typisch schweizerische Eigenheiten. Doch «Twenty Six» unterbreitet uns eine interessante Auswahl an Getränken: sechs verschiedene klassische Biersorten, 14 saisonale Biersorten – je nach Inspiration des Braumeisters –, drei Eistees und drei Sporttees. Und das alles unter dem Dach einer jungen Marke, die 2020 aus einer Familiengeschichte entstanden ist. Sie pflegt den Schweizer Gemeinschaftsgeist, von dem alle Liebhaber des «Schweizer Lebensstils» Teil sein können. Diese noch junge Marke verbindet Dynamik und Kommunikation und setzt auf originelle Getränkerezepte für jedermann. Von Bier und Sporttees bis hin zu köstlichen, zuckerarmen, hausgemachten Eistees ist für jeden Geschmack etwas dabei.
EnVogue: Wie sieht Ihr Arbeitstag in dieser Covid-19-Pandemiezeit aus ?
ME: Nun: Jetzt ein Unternehmen zu gründen, mag vielleicht fast ein wenig «frech» erscheinen. Aber wir arbeiten seit über zwei Jahren an diesem Projekt, und wir reiten einfach auf der «Welle», die wir ins Rollen gebracht haben. Anders als erwartet sind unsere Tage sehr gefüllt, denn wir nutzen die «Flaute» im Gastgewerbe, um unseren Markenauftritt und die interne Organisation fertigzustellen und zu optimieren. Die Einzelhändler sind weiterhin sehr offen für neue Produkte, aber wir rechnen natürlich auch alle mit einer soliden «Post-Covid»-Erholung.
EnVogue: Wie viele Angestellte von Swiss Craft Drinks SA arbeiten derzeit im Homeoffice ?
ME: Momentan sind wir zu viert: wir drei Brüder (Sébastien, Marc-Alexandre und ich) und ein dynamischer junger Vertreter (Hadrien). Letzterer arbeitet hauptsächlich im Aussendienst oder von zu Hause. Aber wir treffen uns alle nach Bedarf und beachten dabei die Sicherheitsmassnahmen wie Abstände, Händewaschen und das Tragen der Maske. Wir arbeiten zudem mit einem leistungsfähigen IT-System, auf das wir von überall her zugreifen können.
EnVogue: Die aktuelle Pandemiekrise hat den Gastronomiesektor hart getroffen. Was sind derzeit die Hauptsorgen der Swiss Craft Drinks SA ? Und wie gehen sie mit der aktuellen Krise um ?
ME: Uns hat es mehr in Bezug auf die Schaffung unserer Produkte getroffen. Wir kamen zeitlich in Verzug aufgrund von Lieferverzögerungen von Maschinen und Techniker, die zu Hause festsassen. Im Moment ist alles natürlich im Standby-Modus in der Gastronomie, aber wir haben bereits einige Geschäftsbeziehungen geknüpft und erarbeiten gemeinsame Projekte. Wie bereits erwähnt, blicken viele Menschen weiterhin positiv in die Zukunft, auch wir, aber wir müssen durchhalten…
EnVogue: Verschiedene Getränkehersteller, darunter auch Brauereien in Europa, fürchten um ihre Existenz. Wie sehen Sie die Situation in der Schweiz ?
ME: Tatsächlich ist es für viele in unserer Branche momentan schwierig. Aber wir sind überzeugt, dass wir trotz vielen unumgänglichen Anpassungen es schaffen werden, wenn wir uns anstrengen. Wir hoffen auch, dass unsere Produkte flexibel genug sein werden, um sich der Nachfrage anzupassen, sowohl im Bereich Bier als auch bei anderen Getränkesorten. Wir bleiben also positiv.
EnVogue: Mit der Marke «Twenty Six» zelebrieren Sie den echten «Schweizer Lebensstil». Was steckt hinter dieser Idee, diesem Ansatz ?
ME: Einfach der «Schweizer Lebensstil», der den guten Ruf begründet, den wir Schweizer auf Reisen im In- und Ausland oft beobachten können. Kurz gesagt: Qualität, Gemeinschaft, Erfindungsgeist, Geselligkeit. Twenty Six vermittelt echtes Gemeinschaftsgefühl.
EnVogue: «Twenty Six» ist auch auf verschiedenen Social Medias präsent. Was steckt zumBeispiel hinter der Botschaft «keep calm & drink local» ?
ME: Ich sehe das als Aufruf, trotz der aktuellen globalen Situation lokale Produkte zu konsumieren. Ich bin voll auf dieser Linie. Die Schweiz ist reich an lokalen Produzenten; sie verfügt über eine grosse Vielfalt an feinen Spezialitäten. Hoffen wir, dass die Situation rund um Covid ein Auslöser sein wird, dass die Menschen vermehrt lokale und qualitativ hochstehende Produkte konsumieren.
EnVogue: Ist ein Online-Shop für Sie mittelfristig ein Thema ?
ME: Ja, sogar auf kurze Sicht. Wir entwickeln derzeit die Plattform www.shop.swisscraftdrinks.ch , die für den Verkauf von Produkten bestimmt ist, die innerhalb unseres Unternehmens hergestellt und/oder abgefüllt werden – sowohl für unsere eigenen Marken als auch für die unserer Kunden, die das wünschen.
EnVogue: Sie «komponieren» in verschiedenen Getränkesektoren. Welche ist Ihre Vorliebe? Bier, Tee oder Biogetränke ?
ME: Ich würde sagen, für jede Situation und für jedes Alter das enstprechende Getränk. Wenn wir Sport machen, trinken wir das passende Getränk, in diesem Fall unsere Sporttees. Zum Apéro ein Bier. Beim kleinen Durst während der Gartenarbeit ist ein Eistee immer willkommen. Aber bis Weihnachten werden wir das Dilemma, welches Getränk wählen, noch weiter verschärfen: mit einer neuen Marke köstlicher Hard Seltzer. Es handelt sich um mit fermentiertem Wasser hergestellte, leicht alkoholische Getränke, zucker- und kalorienarm, mit natürlichen Fruchtaromen. Damit gebe ich Ihnen einen Primeur auf unsere neue Marke YODELI, den Swiss Hard Seltzer…